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Depressionen im Alter

Immer wieder hört man von Menschen, die sich das Leben genommen haben. Solange es „nur“ unbekannte Menschen oder Prominente sind, sind die meisten nur kurz bestürzt, kehren dann aber wieder zum normalen Alltag zurück. Dabei ist es ein sehr wichtiges Thema, was man erst bemerkt, wenn man selbst betroffen ist. Sei es, weil es Freunde, nähere Verwandte oder Familienmitglieder waren, die Selbstmord begangen haben oder weil man selbst mit Suizidgedanken zu kämpfen hat. Ich möchte mich in diesem Blogbeitrag mit Depressionen im Alter befassen. Häufiger kommen diese nicht vor, als in jüngeren Jahren. Es kommt jedoch bei Depressionen im Alter öfters zu Suiziden.

Ursachen für Depressionen im Alter

Die Gründe dafür sind vielfältig und individuell verschieden. Einige davon sind Ängste vor dem Ende des Lebens. Je älter man wird, desto näher kommt man dem Tod. Man hat weniger Zeit vor sich, als hinter sich, das kann große Angst machen. Die Frage, etwas im Leben verpasst zu haben oder es nicht so gelebt zu haben, wie man wollte. Vielleicht wurden einige Träume und Wünsche von früher nicht erfüllt, sei es der Kinderwunsch, der Hausbau oder die Weltreise, die man unbedingt mal machen wollte und doch nie getan hat. Im Alter geraten die Hoffnungen von damals mehr und mehr in Vergessenheit und die Ziele nehmen ab. So verliert man nicht nur seine Träume, sondern auch das Gefühl „Wichtig-Zu-Sein“ und „Gebraucht-Zu-Werden.“ Man hat nun zwar mehr Zeit zum Leben, aber auch zum Nachdenken – über sich, sein Leben, den Tod.

Häufig beginnt die Altersdepression so auch mit dem Eintritt ins Rentenalter. Egal, in welchem Beruf man zuvor gearbeitet hat. In seiner Position war man wichtig. Wenn dieser Bereich plötzlich wegfällt, kann das zu Niedergeschlagenheit führen. Natürlich kann es so etwas Leben auch schon früher passieren, zum Beispiel durch den Verlust des Jobs oder, wenn die Kinder alle aus dem Haus sind. Doch der Renteneintritt hat etwas Endgültiges. Aber nicht nur der Rückblick auf Nicht-Erfülltes kann zu Depressionen im Alter führen, sondern auch Krankheiten, sowie allgemeine körperliche und geistige Alterserscheinungen, wie Vergesslichkeit, schmerzende Knie etc. Jetzt braucht man vielleicht sogar einen Rollator, ohne den normales Gehen nicht mehr möglich ist, Inkontinenz Einlagen und ein Hörgerät. Immer mehr und mehr gibt man seine Selbstständigkeit auf und ist abhängig von Hilfsmitteln und anderen Menschen. Was bringt einem die Zeit, die man jetzt hat, wenn man sie nicht für Dinge nutzen kann, für die man früher eher die Zeit gebraucht hätte?

Kommt dann noch eine unheilbare Krankheit dazu, fragt man sich, warum man bis zum natürlichen Ende warten sollte? Warum weiterhin Schmerzen und Einsamkeit ertragen? Umso mehr man darüber nachdenkt, desto weiter rutscht man in das tiefe schwarze Loch. Dann kommt vielleicht noch der Tod des Partners hinzu und der Einzug in ein Seniorenheim, womit man das letzte bisschen Selbständigkeit und die gewohnte Umgebung auch noch aufgibt. Menschen, die in einem Altersheim wohnen, leiden häufiger unter Depressionen, als Senioren in ihrem bisherigen Zuhause. Fremde Umgebung, die immer gleiche Routine, keine Highlights und besondere Momente mehr - dazu vielleicht der Verlust von Freunden, Familienangehörigen und Gesundheit.

Wer übrigens bereits in jungen Jahren unter Depressionen leidet, wird diese auch als Rentner wahrscheinlich nicht aufgeben können. Zudem haben Kinder aus Familien, in denen Selbstmord(e) begangen wurde(n), ein höheres Risiko, selbst gefährdet zu sein. Denn vor allem auch traumatische Kindheitserlebnisse, Todesfälle in der Familie etc. können zu späteren Depressionen führen. Weil man sich schuldig fühlt zum Beispiel oder nie darüber und über den Verlust gesprochen hat. Ratsam ist es daher, sich bereits frühzeitig therapeutische Hilfe zu suchen, wenn man traumatische Erlebnisse noch nicht richtig verarbeitet hat. Denn gerade das Verdrängen von Problemen und das Nicht-Verarbeiten von Todesfällen können in der Zukunft zu starken psychischen Belastungen führen. Irgendwann kann ein Mensch nicht mehr stark sein, sondern zerbricht innerlich daran. Und das geschieht oft im Rentenalter, wenn er zur Ruhe kommt und über sein Leben nachdenkt, teils auch unbewusst.

Viele möchten, wollen oder können im Alter auch nicht oder nur schwer über ihr psychisches Befinden sprechen, weil es ihnen schwer fällt, sich zu äußern, sie andere nicht mit ihren Problemen belasten möchten und weil sie nicht glauben, dass man ihnen helfen kann. Vielen wissen zudem gar nicht, dass sie an einer Depression leiden. Sie „jammern“ eher über ihre körperlichen Defizite, statt über ihre Gedanken und Gefühle zu sprechen.

Was kann man als Angehöriger tun?

Leider ist es schwer zu sagen, ob man etwas tun kann oder nicht. Das liegt zu einem daran, dass Depressionen bei älteren Menschen häufig Symptomen der normalen Altersdemenz ähneln. Natürlich zeigen sich auch Symptome, wie Niedergeschlagenheit und Traurigkeit, doch zudem auch Müdigkeit, Kopfschmerzen, Verstopfung oder Rückenschmerzen – übrigens können diese auch bei jungen Menschen auf Depressionen hinweisen. Doch gerade bei älteren Personen schließt man nicht sofort auf Depressionen. Jammern ältere Leute nicht ständig? Genau das macht die Diagnose so schwierig.

Im Anfangsstadium kann man versuchen, denjenigen zu ermuntern und am Leben zu beteiligen, ihm also neue Ziele zu geben. Das können Ausflüge, gemeinsames Backen oder Feierlichkeiten sein. Man kann die Oma oder den Onkel in eine Seniorengruppe integrieren und die Person für ein neues Hobby, wie Wandern, Angeln oder Musizieren, begeistern. Kleine Freuden und besondere, immer wieder kehrende Momente schaffen eine gewisse Routine und Vorfreude, die wieder Lebensmut bringen können. Als Angehörige sollte man zudem darauf achten, dass der ältere Mensch seine Medizin regelmäßig nimmt, die Wohnung sauber hält etc. Denn viele Senioren wählen den Tod gar nicht bewusst, indem Sie sich aktiv das Leben nehmen, sondern indirekt – das heißt, sie nehmen ihre Medikamente nicht mehr, essen nichts mehr oder verzichten auf ausreichend Flüssigkeit.

Man sollte die Person ermutigen und ihr helfen, die positiven Seiten zu sehen, auch wenn sie krank oder traurig ist. So kann man im Internet gemeinsam nach einem Gehstock suchen, einen Einkaufsbummel durch die Stadt machen oder Familienfotos angucken, um an die vielen schönen Momente zu erinnern, die es früher gab. Das Leben ist nicht vorbei, bloß weil man alt ist. Man sollte viel zusammen raus gehen, Licht setzt Endorphine frei, und demjenigen zuhören, was er gerne macht und was im Spaß macht. Nicht mehr alles ist möglich, aber vieles! Es liegt jedoch an der Persönlichkeit, wie der Depressive damit umgeht, ob er sich darauf einlassen möchte oder nicht. Man sollte die Depression aber bewusst ansprechen und auf therapeutische Hilfe hinweisen. Doch nur, wenn sich derjenige selbst dazu entschließt, eine Therapie zu machen, kann diese auch etwas bringen.

Mit Hilfe von Fragebögen kann ein Psychotherapeut dann erstmal herausfinden, wie stark die Depression ist und ob von Suizidalität ausgegangen werden kann. Die Therapie erfolgt dann ähnlich wie in jungen Jahren, durch Gespräche, Bearbeiten von traumatischen Erlebnissen in der Vergangenheit und Medikamenten. Es ist zudem wichtig, der Person wieder einen Sinn im Leben zu geben und sie sozial zu integrieren. Das kann sehr lange dauern und wird nicht immer erfolgreich sein. Das eigene Befinden hängt immer stark von der inneren Einstellung ab. In der Therapie wird versucht, diese langsam wieder zu positivieren, Ängste zu reduzieren, Schuldgefühle abzulegen und das Leben anzunehmen. Inwieweit das gelingt, ist von Person zu Person unterschiedlich und hängt neben der Stärke der Depression natürlich auch von den Lebensumständen ab. Hilfe kann es nicht für jeden geben. Man sollte denjenigen und sich selbst jedoch niemals aufgeben, wenn nicht noch ein Funken Lebenswille in ihm/einem selbst steckt!

Im fortgeschrittenen Stadium einer Depression ist es jedoch sehr schwer, noch bei dem Mensch anzukommen. Er nimmt die Welt nicht mehr so wahr, wie vorher, kann sich an nichts mehr erfreuen und nimmt keine Hilfe an. Früher oder später wird so ein Mensch mit großer Wahrscheinlichkeit Selbstmord begehen. Sollte man es akzeptieren? Ich denke ja, auch wenn es schmerzhaft und für einen selbst wenig verständlich ist, denn es ist/war sein Leben.

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