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Vorübergehend Blind

Sie haben sicherlich auch schon oft Menschen gesehen, deren Augenlicht fast oder komplett verblasst ist. Eine Freundin und ich kamen darüber in einen kleinen Streit, weil ich Großklappe behauptet hatte, dass es  doch ganz einfach sein müsse, wenigstens sein nahes Umfeld aus dem Kopf zu kennen. Sprich: Sie forderte mich heraus. Eine Stunde blind sein. Ich feilschte noch erfolgreich um 3 mal schummeln, was heißt kurz schauen dürfen.

Los ging es Samstag früh 10 Uhr. Frühstück, sprich alle Tätigkeiten die mit Messern zu tun haben, hatte ich wohlweislich vorher getätigt. Und meinen 3 jährigen Sohn vorsorglich eingewiesen. Also Augen zu und durch.

Schon nach einigen Metern merkte ich, dass ich falsch lag. Ein Stuhl näher als ich vermutete, die Wände irgendwie verschoben. Aber unter dem amüsierten Kichern meines Sohnes und ohne Beulen kam ich doch ins Bad. Ich wusste nicht, wie lang sich diese paar Schritte anfühlen würden. Duschen ging ohne sehen – nur nach dem Stylen hab ich das erste Mal schummeln müssen. Nach nicht einmal gefühlt 10 Minuten. Das war mir fast peinlich und ich fragte mich, ob sich erblindete Personen auch schminken und vor allem WIE? Blindpix

Nächstes Problem war das Einkaufen. Ohne Armbinde, Stock und ohne Blindenhund – nur mit einem 3 jährigen an meiner Hand, der selber gerade so die Ampeln beherrscht. Just jetzt war ich froh, dass ich nicht sah, ob die Menschen mich anstarrten. Mein kleiner Helfer lotste uns aber zu meinem Erstaunen unglaublich sicher. Zur Ampel – “warten Mama  – jetzt Mama” und zum Einkaufscenter. Ich hätte nie gedacht, dass der Weg so lang ist. Und meine Sinne waren geschärft hoch zehn. Hält das Auto jetzt? Sieht es uns? Wie verwirrend, sich so verloren zu fühlen. Die einzelnen Dinge im Laden zusammengesucht hat dann mein Sohn. Ich hab mich nicht einmal getraut, mir einen Einkaufswagen zu nehmen. Zu groß, zu sperrig, zu unsicher. Das bezahlen war da schon wieder witzig, weil die Verkäuferinnen uns schon seit Jahren kennen und ich die ganze Story schildern musste. Hilfsbereit sortierten Sie das Geld aus meinem Portemonnaie und erteilten nach meiner Anfrage Auskunft, dass es bereits 11: 26Uhr war. Den Weg zurück hielt ich aber noch aus. Zu Hause rein, Tür zu und Augen auf. Wie himmlisch. Jetzt bin ich um zwei Erkenntnisse reicher. Erstens wette nie mit deiner besten Freundin und zweitens werde ich Sehbehinderte nie wieder bemitleiden. Weil ich erkannt habe, dass sie einfach bewundernswert durchs Leben gehen. Nichts sehen und doch so vieles mehr erkennen.

Bildnachweis: Julia Rotter - pixelio.de

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